Manfred Rüster
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Zum Teufel mit den Göttern
von Ingeborg Albrecht, Irmtraud Dömling, Marianne Ganzenmüller, Irmi Karl, Dr. Erna Rommel, Manfred Rüster, Erika Sauer
Mildred Vogelbarth ist Künstlerin. Zwar wird ihr großes Können bescheinigt, aber honoriert wird das nur von wenigen kunstsinnigen Augsburgern. Denn sie macht moderne Kunst - sehr moderne Kunst -, und das mögen die Augsburger gar nicht. So leidet ihr Bankkonto chronisch unter Auszehrung. Nur die monatliche Überweisung ihres Onkels hilft ihr über die Runden. Der ist von Beruf katholischer Pfarrer. Was neue Probleme aufwirft ...

Kapitel 1
von Manfred Rüster

Mildred Vogelbarth war eine Frau in den Zwanzigern. Sie lebte von der monatlichen Überweisung eines Onkels sowie dem gelegentlichen Honorar für ein verkauftes Gemälde oder eine Skulptur. Mildred Vogelbarth war nämlich Künstlerin.

Jeder Kunstkenner bescheinigte ihr außergewöhnliches Talent, jedoch zogen es Sammler vor, in Marc Chagall, Baselitz oder andere großen Namen zu investieren. Mildred Vogelbarth war keine Kapitalanlage.

Es reicht eben nicht, gut zu sein. Man muss auch gekannt sein. Am besten ist es, wenn sich das Volk über jemanden das Maul zerreißt.

Bis es aber so weit ist, verbringt der zerknirschte Künstler manche Stunde in der düsteren Ecke einer Kneipe, wo er mit Freunden über die Ignoranz und Engherzigkeit der Mitmenschen lamentiert.

„Dein Goliath ist wirklich gut“, tröstete Max Kleinschmid die seelenwunde Freundin. „Die Idee, den Kubismus mit floralen Elementen zu durchmischen, finde ich genial.“

„Der Galerist meinte, damit könne man in Augsburg Kinder erschrecken.“

Max Kleinschmid machte eine Bemerkung über das Kunstverständnis seiner Mitbürger, die hier um des lieben Friedens willen verschwiegen werden soll.

Eine Weile saßen sie da, beobachteten die Fliege, die an Mildreds Kaffeetasse hinauf und hinunter krabbelte und hie und da an Zuckerkrümelchen naschte. Sie hörten auf die streitenden Stimmen in der Küche, und als von der nahen Ulrichsbasilika der Halbstundenschlag in die Düsternis der Kneipe hereindrang, seufzte Mildred: „Übernächste Woche ist die Miete fällig. Wenn kein Wunder geschieht, muss ich wieder zum Putzen gehen.“

„Mach dir darüber keine Sorgen“, tröstete Max. „Ich lege das Geld aus.“

„Du hast schon im letzten Monat für mich gezahlt!“, protestierte Mildred.

„Irgendwann kommt der große Geldregen! Dann rechnen wir ab.“

So war Max. Er half immer. Und es war kein Hintergedanke dabei! Das heißt, einen kleinen Hintergedanken hätte er sich schon vorstellen können -, aber es lohnte nicht, ihn zu verfolgen. Es war geradezu aussichtslos. Und es wäre unmoralisch gewesen, es doch zu tun, denn Mildred war zu gut für Hintergedanken.

Der Streit in der Küche brach ab. Caruso, der Wirt, kam in den Gastraum. Seine Augen waren geweitet und eine Lippen bebten. Er hatte den Disput mit seiner Frau verloren.

„Wollt ihr noch was trinken?“, schnauzte er.

Mildred und Max wollten nicht. Der Kaffee war ohnehin ziemlich dünn, und für Anspruchsvolleres reichte das Geld nicht.


Ein bisschen später


Vor der Wohnungstür stand, ganz in Schwarz gekleidet, Franz Vogelbarth, Mildreds Onkel, und betrachtete nachdenklich den Klingelknopf. Reddy Vo stand darauf, darunter Mildred Vogelbarth und zuletzt Max Kleinschmid. Die ersten beiden Namen fasste eine geschweifte Klammer zusammen, deren Spitze auf „1 x läuten“ zeigte. Neben Maxens Namen stand „3 x läuten“.

Immer wieder las er die drei Namen, bis sein Bewusstsein den entsetzlichen Gedanken zuließ: seine Nichte lebte in einer Wohngemeinschaft mit einer Frau namens Reddy Vo und – heiliger Franziskus, steh mir bei! – einem Mann!

Nein, Franz Vogelbarth war nicht weltfremd. Im Gegenteil. Er kannte sämtliche Glanzlichter und Abgründe des menschlichen Seins, alle Versuchungen und Seelenkämpfe, aber auch alle Triumphe. Franz Vogelbarth war nämlich katholischer Geistlicher. Und in dieser Eigenschaft fühlte er sich schuldig.

Er, der einzige männliche Verwandte, hatte sich zu wenig um seine Nichte gekümmert. Ihr zu wenig seelsorgerischen Beistand gewährt. Den beruflichen Werdegang ihren eigenen Entscheidungen überlassen. Sie vor den Anfechtungen des Leben nicht eindringlich genug gewarnt. Mea culpa!

Mit Schuldbekenntnis und Reue stellte sich gleichzeitig die Befürchtung ein, dass er nichts ändern könne. Er wusste um das sture Selbstbewusstsein der Jugend. Und Mildred besaß eine gehörige Portion davon!

Hochwürden Franz Vogelbarth fing gerade an, sich eine Strategie zurechtzulegen, mit welcher er Mildred auf den Pfad der Tugend zurücklocken könnte, als ihn eine Stimme aufschreckte: „Onkel Franz ...! Was machst du denn hier?“

Hochwürden wandte sich um und blickte in das Gesicht seiner Nichte. „Gott zum Gruß, Mildred!“, sagte er freundlich. Jetzt sah er auch den jungen Mann, der hinter Mildred stand, und bedachte ihn mit zurückhaltendem Kopfnicken.

„Was machst du in Augsburg?“, fragte sie, als sie die Tür aufsperrte.

„Ich bin auf der Durchreise. Da dachte ich, wenn ich schon mal in der Gegend bin ... Das letzte Mal haben wir uns vor fast zwei Jahren gesehen, nicht wahr?“

„Zu Tante Heidemaries Beerdigung“, präzisierte Mildred und wies ihrem Onkel den Weg in ihr Zimmer. Der junge Mann verschwand wie ein Schatten.

„Weißt du, ein Seelsorger kann eben nicht über seine Zeit verfügen wie ihr Jungen. Und meine Pfarrei im Rheinland liegt auch nicht gerade um die Ecke.“

„Ja, man sollte sich öfter sehen“, sagte Mildred gedankenlos.

Hochwürden wusste, wie Zimmer aussehen. Auch hier kannte er die ganze Spannbreite. Dennoch war er überrascht. Die Möbel waren zwar alle vom Abholmarkt, aber an den weiß gekalkten Wänden hingen vier teure Gemälde. Hochwürden hatte ein Auge dafür. Der Aufenthalt in klerikalen Kanzleien, Wohnungen, Büros und sonstigen Örtlichkeiten mit dem über Jahrhunderte angesammelten Bilderschmuck an den Wänden hatte ihn gelehrt, Kostbarkeiten von Trödel zu unterscheiden. Das erste Bild war unverkennbar ein später Barlach, das zweite ein Kokoschka, das dritte ein Scheinhammer. Der Künstler des vierten Gemäldes war Hochwürden nicht geläufig.

Mildred, der das Staunen ihres Onkels nicht entgangen war, sagte: „Das ist meine Alterssicherung. Den Scheinhammer und den Kokoschka haben mir Papa und Mutti hinterlassen. Die anderen Bilder sind vom Mund abgespart. Am Lüppertz ...“, sie zeigte auf das vierte Bild, „... zahle ich noch ab.“

Hochwürdens Blick streifte über den Strauß Frühlingsblumen auf der Kommode, den negriden Steinkopf auf dem Fensterbrett, die Fotografie ihrer Eltern auf dem Kästchen neben dem Bett und das Kruzifix über dem Schreibtisch. Nirgends stand Nippes herum, alles war sauber und aufgeräumt. Hochwürden hätte mit seiner Nichte außerordentlich zufrieden sein können, wenn da nicht ...

„Du lebst mit einem Mann zusammen?“, fragte er.

„Ich lebe doch mit keinem Mann zusammen!“, protestierte Mildred.

„Aber der junge Mann von eben ...“

„Max hat sein eigenes Zimmer, das ich nicht betreten darf, und ich habe dieses Zimmer, das er nicht betreten darf. Wir haben die Wohnung genommen, weil sie jedem von uns seine Intimsphäre garantiert und weil sie billig ist. Außerdem hat sie ein großes Atelier. Ich brauche für meine Arbeit ein großes Atelier.“

„Und wo wohnt die Frau?“

„Welche Frau?“

„Diese Frau Vo. Vau O.“

„Reddy Vo?“ Mildred lachte. „Das bin ich doch selbst! Reddy Vo ist mein Künstlername!“

Hochwürden schluckte. „Dann lebst du mit diesem Mann ja doch allein in der Wohnung!“

Es ist nerviger, einen geistlichen Herrn in der Familie zu haben als einen Onkel, der Trillerpfeifen sammelt oder Schnecken züchtet. Das liegt am schlechten Gewissen, das sich in Anwesenheit des Seelenhirten einstellt, selbst wenn man tags zuvor beim Beichten gewesen ist. Paart sich das schlechte Gewissen gar mit dem Vorwurf einer moralischen Verfehlung, entsteht ein explosives Gefühlsgemisch, das sich in einem reumütigen Kniefall, in feindseliger Verstocktheit oder dem Vorwurf mittelalterlicher Denkweise entlädt. Mildred wählte den vierten Weg. Sie überging den Vorwurf und fragte ruhig: „Möchtest du mein Atelier sehen?“

„Gern“, sagte Hochwürden und folgte Mildred in den nächsten Raum.


... und so weiter ...

Mildred Vogelbarths neuestes Werk, die sehr moderne Skulptur Apoll, steht im Schaufenster einer Boutique in der Innenstadt. Das bringt die "kunstverständigen" Augsbuger auf die Barrikaden. Und ausgerechnet jetzt erdreistet sich ein Augsburger Bürger, auf dem Rathausplatz für die Freiheit der Kunst zu demonstrieren!

Kapitel 17
von Manfred Rüster

Inmitten des Rathausplatzes stand Karl Ust. Wenn ein Passant vorbeiging, hielt er ihm ein aus wenigen Briefbögen zusammengeklebtes Plakat mit der Aufschrift „Freiheit für die Kunst“ entgegen. Anfangs tat er es verschämt, aber bald wuchs die Courage.

Viele Passanten bemerkten gar nicht, dass da jemand stand. Nur wenige verzögerten den Schritt, lasen den Text und gingen weiter. Nur selten drangen Laute wie „Sehr richtig!“, „Ja was!“ oder „Depp!“ in Karl Usts Ohr. Er interpretierte alles als Zustimmung.

Und dann blieb er eine oder die andere stehen.

Ein halbe Stunde später hatten sich fünf Passanten im Halbkreis um ihn aufgestellt. Sie standen in sicherer Entfernung als wollten sie damit ausdrücken: „Ich gehöre nicht dazu.“ Ihre Gesichter zeigten gespannte Vorfreude auf das, was sich da anbahnte.

Die Zuschauer waren alle über fünfzig. Wie üblich waren die Frauen in der Mehrzahl. Kam ein Passant nahe genug heran, hefteten sich etliche Augenpaare auf ihn. Ob der sich etwas zu sagen traut? Fast glaubte man zu hören, wie die Zuschauer den Atem anhielten. Jetzt...! - Aber sobald er gleichgültig vorüberging, verwandelte sich die Anspannung in Enttäuschung.

Da sich lange nichts Außergewöhnliches tat, ging eine der Frauen auf Karl Ust zu, deutete auf das Plakat und fragte mit schriller Stimme: „Wie meinen Sie denn das?“

Das Eis war gebrochen. Im Nu kamen die übrigen vier Zuschauer näher, und wie aus dem Boden gestampft gesellte sich ein halbes Dutzend anderer Neugieriger dazu.

„Ja, wie meinen Sie das denn?“, echote der Herr mit dem Regenschirm.

„Freiheit für die Kunst eben“, antwortete Karl Ust, durch die vielen Menschen eingeschüchtert.

„Des müssen S’ uns schon näher erklären!“

Karl Ust nahm seinen Mut zusammen. „Freiheit bedeutet, dass jeder tun und lassen darf, was er will. Und Freiheit in der Kunst bedeutet, dass jeder Künstler machen darf, was er will.“

Die Dame mit der schlecht sitzenden Perücke kniff die Augen zusammen und fragte: „Schweinereien auch?“

„Ja freilich!“, nahm ein anderer die Antwort vorweg. „Brauchen S’ bloß die modernen Theaterstücke anschauen! Alle laufen da nackert rum. Das ist Kunst heutzutage!“

„Genau!“

„Kunst! Dass ich net lach’! A Schweinerei ist das!“, entschied die Perücke. „Und für so was demonstrieren Sie?“ Die Worte konnten als Frage oder Feststellung verstanden werden.

„Früher, ja da hat’s no an Goethe oder Schiller 'geben!“, assistierte der Regenschirm. „Oder an Rubens oder an Dürer. Des war no Kunst! Aber den jungen Schreiberlingen und Reschissern fallt heut ja bloß no der Sex ein. Als ob die ganze Welt von früh bis Abend rumrammeln tät. Was anders ham die gar nimmer im Kopf. Wenn ich da an meine Jugend denk ...!“

„Woran dachten Sie damals, wenn ein hübsches Mädchen im superkurzen Minirock vor Ihnen herging?“, fragte eine Männerstimme aus der Menge.

„Jedenfalls net, was Sie denken!“, verteidigte sich der Regenschirm, worauf die Menge in Gelächter ausbrach.

„Die Polizei müsst’ des verbieten, dass jemand für ’n Sex Reklame macht!“, keifte eine Dame, die eine prall gefüllte Aldi-Plastiktasche in der Hand hielt.

„Sehr richtig!“

„Ja, d’ Polizei!“

„Die ist ja gleich da drüben!“

„Einsperren muss man den!“

„Da brauchst dich net wundern, wenn d’ Kinder schon im Kindergarten verdorben sind!“

„Genau!“

„Aber meine Damen und Herren!“, unterbrach ein Mann mit weißem Hemd und Krawatte. „Auf dem Plakat hier steht kein Wort von Sex!“

„Aber meinen tut er’s!“, schrie die Aldi-Plastiktasche.

Die Krawatte ließ sich nicht beirren. „Hier steht ‚Freiheit für die Kunst’. Wir sollten den Herrn fragten, was er damit meint.“

„Herr...“

„A Krawatt’n tragt der!“, maulte der Regenschirm. „Wenn scho einer a Krawatt’n tragt!“

Karl Ust räusperte sich. „... dass man Künstlern nicht vorschreiben soll, was sie machen dürfen. Dass man Künstlern nicht verbieten soll, das zu machen, was sie machen.“

„Heut’ früh hab ich auch was g’macht, aber des war kei’ Kunst!“, sagte jemand.

Die Menge johlte.

„Wenn es niemandem gefällt“, fuhr Karl Ust fort, „und wenn es niemand kauft, dann werden sie in Zukunft was anderes machen.“

„So was wie die g’lumperte Figur im Riedinger sein Schaufenster vielleicht?“

„Des Eiseng’stell ...?“

„Ich hab in der Zeitung g’lesen, dass des Zeug ‚Apoll’ heißt.“

„Wer ist 'n des? I kenn bloß an Apollinaris.”

„Ich glaub, des ist ein griechischer Gott.”

„Scho wieder so was Griechisches! Da hab’n wir doch neulich was dag’habt. An Bundeskanzler Schröder könnten s’ doch mal machen.“

„Ah, des geht doch net! Der geht doch gleich zum G’richt!“

„Wenn s’ ihn so herrichten, wie den Apollinaris, hat der Schröder Recht.“

An die Krawatte gewandt sagte die Dame mit der schlecht sitzenden Perücke: „Wenn Sie den da ...“, sie deutete auf Karl Ust, „... so verteidigen, dann sind Sie vielleicht für das G’stell beim Riedinger?“

„Auf jeden Fall akzeptiere ich, dass die Künstlerin in dem Augenblick, in dem sie die Figur geschaffen hat, den Apoll so gesehen hat, wie er jetzt im Schaufenster steht: vom Schicksal verunstaltet, von Krankheit gezeichnet, vom Kummer zerfressen. Im Grunde genommen zeigt sie mit der Figur uns selbst. Natürlich hat sie in der Formgebung übertrieben, niemand hat so ein knolliges Gesicht, aber das muss man in der Kunst tun, sonst fällt nicht auf, was die Künstlerin sagen will. Außerdem lenkt sie dadurch von Nebensächlichkeiten ab. Versuchen Sie den Apoll doch einmal so zu sehen: Sogar einen unsterblicher griechischer Gott holt das Alter ein, er verfällt, wird unansehnlich. - Und wir Menschen führen uns auf, als hätten wir die ewige Jugend. Außerdem – wem die Figur nicht gefällt, der braucht sie bloß nicht anzusehen.“

„Ich lass’ mir doch net vorschreib’n, was ich ansehen möchte!“, schimpfte der Regenschirm. „Und wenn ich was anschau’, möchte ist, dass es mir g’fallt!“

„Sehr richtig!“

„Genau!“

„Wollen Sie der Künstlerin verbieten, so eine Skulptur zu schaffen?“, fragte Karl Ust.

„Die kann schaffen was sie mag, aber herzeigen soll s’ des net! Weil des nämlich keine Kunst ist!“

„Sowieso!“

„Haben Sie schon einmal versucht, selbst so eine Skulptur zu schaffen? Dazu ist Intuition nötig. Und künstlerische Begabung.“

„Künstlerische Begabung ... Dass ich net lach’! Des kann doch jeder.“

„Haben Sie es schon einmal versucht?“

„Des brauch ich net versuchen! Ich weiß, dass ich’s könnt’, wenn ich wollt’!“

Wieder lachte die Menge.

Karl Ust streckte die Waffen. Gegen so viel Ignoranz kämpfen Götter selbst vergebens ...

„A richtige Schweinerei ist die Figur!“, schimpfte die Aldi-Plastiktasche. „Ich hab’s g’seh’n. Ich geh’ vorbei am Riedinger sein Schaufenster und hab’ meinen Augen nicht 'traut. Richtig geniert hab ich mich, wie ich das g’seh’n hab. Zwei Duschköpf’ hat er unten an’pappt und ein Stück vom Duschschlauch hängt runter.“

„Waaas?!“

„Ja!“

„Naaa!“

„Ein Stück vom Duschschlauch! Und zwei Duschköpf’! Des müsst’ man sich anschau’n... Wo steht er denn, der Apoll?“

„Gleich drüben in der Steingass’“

„Da geh’ ich hin! Das muss ich seh’n!“

„Ich auch!“

Aus der Gruppe lösten sich etliche Damen heraus und setzten sich in Richtung Steingasse, heftig über die Unzucht in dieser Welt diskutierend, in Bewegung. Ein aufmerksamer Betrachter hätte bemerkt, dass sich ihre Schritte allmählich beschleunigten.

Die Herren blieben zunächst unschlüssig stehen. Der Regenschirm gab sich einen Ruck und folgte den Damen. Beim Café Bertele bog er jedoch plötzlich links ab und schritt die Philippine-Welser-Straße hinunter. Die anderen Herren zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen.

Karl Ust stand wieder allein da. Er faltete das Plakat zusammen und steckte es in den Stoffbeutel. Dann ging er hinüber zur Haltestelle und stieg in die erste Straßenbahn.

Als die Einser den Perlachberg hinunter schlich, schwor er, nie mehr im Leben eine Demonstration zu veranstalten.

Das Buch Zum Teufel mit den Göttern! hat sieben Autoren. Somit liegen die Veröffentlichungsrechte bei diesen sieben Autoren.
Das ist der Grund, weshalb ich nur den Restbestand an Büchern, über die ich verfüge, verkaufen darf. Wenn Sie am Buch interessiert sind, schreiben Sie eine email an manruester@t-online.de
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lprT072a - 2019.09.11